Demografie: Je älter, desto schwerhöriger?

Noch nie war die Lebenserwartung in Deutschland so hoch wie heute. Mehr ältere Menschen bedeuten aber auch: mehr Menschen mit Hörproblemen.

Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt in Deutschland hat sich gegenüber den 1870er-Jahren mehr als verdoppelt.[1] Ernährung, Hygiene, ein hohes medizinisches Versorgungsniveau sowie gute wirtschaftliche und stabile soziale Rahmenbedingungen führen dazu, dass die Lebenserwartung weiter steigt.

Jede fünfte Person in Deutschland ist über 66 Jahre alt, jeder zweite älter als 45. Und der demografische Wandel schreitet weiter voran. Die Anzahl der Personen im Alter ab 70 Jahren ist zwischen 1990 und 2019 von 8 auf 13 Millionen gestiegen. Dieser Prozess wird sich künftig beschleunigen: Vor allem die Zahl der Menschen über 80 wird beständig steigen.[2]

Mit der steigenden Lebenserwartung…

… nimmt auch die Anzahl schwerhöriger Menschen zu. Denn Hörverluste treten am häufigsten nach zu hoher Lärmbelastung und altersbedingt auf. Der Grund: Geschädigte Härchen im Innenohr brechen ab und können den Schall nicht mehr weiterleiten.

Bei den meisten Menschen verändert sich die Hörfähigkeit bereits ab etwa 50 Jahren. In Deutschland geben gut 12,5 Prozent der 55- bis 64-Jährigen an, schwerhörig zu sein. Bei den 65- bis 74-Jährigen steigt die Zahl auf 20,2 Prozent und bei den über 74-Jährigen sind es schließlich 35,5 Prozent. Bei den 15- bis 24-Jährigen geben lediglich 2,5 Prozent an, schwerhörig zu sein.[3]

Schwerhörig – und dement

Laut WHO ist Hören eine grundlegende Fähigkeit, um am täglichen Leben teilzunehmen. Ist die Hörfähigkeit eines Menschen beeinträchtigt, sinken seine Chancen auf Teilhabe. Viele Betroffene ziehen sich aus dem Sozialleben zurück und werden einsam. Manche führt dieser Weg in die Depression.

Bleibt eine Hörminderung unversorgt, steigt auch das Risiko einer Demenzerkrankung. Diesen Schluss lassen verschiedene wissenschaftliche Studien zu.[4] Der genaue Zusammenhang ist zwar noch nicht erforscht, aber eine Erklärung liegt nahe: Da bei schwerhörigen Menschen, die keine Hörgeräte tragen, immer weniger akustische Reize im Gehirn ankommen, können die kognitiven Fähigkeiten verkümmern. Das könnte eine demenzielle Erkrankung begünstigen.

Die meisten Schwerhörigen erkennen das Problem zu spät. Sie warten zu lange, bis sie einen HNO-Arzt oder Hörakustiker aufsuchen. Sinnvoll ist es, schon bei den ersten Anzeichen einen Hörtest zu machen. Erste Anhaltspunkte gibt unser Online-Hörtest. Ab dem 50. Lebensjahr sollte ein regelmäßiger Check einmal im Jahr zur Gesundheitsvorsorge dazugehören – zum Beispiel bei einem HNO-Arzt oder bei einem der bundesweit mehr als 500 HÖREXperten.

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Quellennachweis