Ausbildung: Interview mit einer Hörakustikerin
Mein Beruf: Menschen für gutes Hören begeistern…
Franziska Thiemann, 24, hat ihre Ausbildung zur Hörakustikerin in einem Mitgliedsfachbetrieb der HÖREX erfolgreich absolviert. Wir haben uns mit der Gesellin an ihrem Ausbildungsort – dem pro-optik Hörzentrum in Riesa – getroffen und uns ein wenig über ihren Beruf, das Leben und die Zukunft unterhalten.


Frau Thiemann, was hat Sie dazu bewogen, gutes Hören zu Ihrem Beruf zu machen?
Franziska Thiemann: Ich wollte nach dem Abitur zunächst unbedingt internationales Management studieren. Als es so weit war, fand ich es langweilig und mir war nicht klar, wo dies hinführen sollte. Ich wollte etwas Handfesteres. Der Beruf der Hörakustikerin lag im wahrsten Sinne des Wortes sehr nah, da meine Mutter bereits Akustikerin ist. In ihrem Betrieb machte ich dann auch die ersten praktischen Erfahrungen und war von der Vielfalt der Aufgaben begeistert.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit besonders?
Die Vielfalt hatte ich bereits angesprochen. Die täglichen Aufgaben reichen vom Umgang mit der Hörgerätetechnik und der Software bis hin zu handwerklichen Tätigkeiten wie der Anfertigung individueller Ohrpassstücke. Und das ist nur eine Seite des Berufs – die bedeutsamere liegt im intensiven sozialen Kontakt mit den Kunden. Dieser Aspekt gefällt mir sehr und lässt keinen Arbeitstag wie den anderen wirken. Nicht zuletzt ist die häufig spürbare Dankbarkeit der Kunden darüber, wieder ein Stück Lebensqualität gewonnen zu haben, schon ein ganz besonderes Gefühl der Bestätigung.
Was zeichnet nach Ihrer Ansicht einen guten Hörakustiker aus?
In aller Kürze: Erst zuhören, dann begeistern. Der erste Termin mit einem Kunden ist enorm wichtig. Hier geht es darum, die Kunden und ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen, sie emotional abzuholen und Vertrauen aufzubauen. Den weiteren Weg ebnet eine gute Aufklärung. Auf dieser Basis gelingt es dann tatsächlich, viele Vorurteile abzubauen, neugierig zu machen und die Freude auf ein besseres Hören zu wecken. Geht der Kunde mit einem Lächeln nach Hause, weiß ich, dass er wiederkommt.
Frau Thiemann, wie hat Ihnen die schulische Ausbildung in Lübeck gefallen?
Ich fand es toll! Nicht nur die Abwechslung zur Ausbildung im Betrieb, auch das Kennenlernen vieler Leute und anderer Perspektiven auf den Beruf haben mir gut gefallen. Das Lernen selbst fiel mir leicht, und gerade vor den Prüfungen haben wir uns in der Klasse gegenseitig unterstützt. Und natürlich bestand nicht alles nur aus Lernen. Es gibt in dieser schönen Stadt jede Menge Möglichkeiten, Spaß zu haben, und die Worte „Sommer“ und „Meer“ sprechen, denke ich, für sich.
Wie sieht Ihre berufliche Zukunft mit dem Abschluss aus?
Zunächst werde ich im Geschäft gebraucht. Dort möchte ich weiterhin Erfahrungen sammeln und dann meinen Meister machen. Wenn es sich anbietet, würde ich später vielleicht noch einmal etwas mit Nähe zum Beruf studieren.
Möchten Sie zukünftigen Azubis noch einen Rat geben?
Verliert nicht die Ruhe, wenn bei der Hörgeräte-Anpassung nicht alles sofort klappt. Entsprechende Geduld wird am Ende stets belohnt. Zu guter Letzt: Wer Mathe und Physik nicht besonders mag, wird leider in der Ausbildung nicht gänzlich darum herumkommen, aber Durchbeißen lohnt sich.